Tierschutzverein
Freital und Umgebung e.V.

Wolfgang – sein Weg ist kein leichter

Eine Fundkatze kommt ins Tierheim. Niemand kennt sie. Keiner weiß etwas  

– am ehesten noch, wie lange der Vierbeiner nun schon verlassen, Anschluss suchend oder – im schlimmen Fall – verletzt gesehen wurde. Einige der Tiere sind halb wild, wollen auf ihre Weise leben. Nach Fang und Kastration werde diese wieder zurückgeführt an ihren Auffinde-Ort. Andere sind in der Tat verlassen. Sie wurden, aus welchen Gründen auch immer, ausgesetzt oder haben sich verirrt. Diese Findlinge bleiben nach der, in der Regel obligatorischen, Kastration im Tierheim, bis ihre Betreuer ihnen einen neuen Menschen, ein neues Zuhause empfehlen können. Die beiderseitige Chemie muss natürlich stimmen. Dafür haben die Zweibeiner auf dem Windberg ein verlässliches Gespür entwickelt.

Nicht immer wird rasch ein neuer Katzenfreund gefunden. Einige der kleinen, sensiblen Fellnasen warten auch schon mal etwas länger. Das kann am Alter liegen oder an speziellen Futteranforderungen oder an gesundheitlichen Einschränkungen…

 

Bei unserem Kater Wolfgang kommt wohl alles zusammen.

Wolfgang kam im Oktober 2014 als Fundtier ins Tierheim. Sein Alter wurde damals vom Tierarzt auf mindestens 7 bis 8 Jahre geschätzt – also nicht mehr so jung. Da stellt sich die Frage, warum Wolfgang in diesem Alter verlassen wurde. Von Anfang an war er umgänglich und freundlich. Er suchte und fand Anschluss an sämtliche Katzenbetreuerinnen. Er kuschelt gern und kann stundenlang auf einem menschlichen Schoß ruhen und ebenso auf einem Bauch oder Nacken…

Nun ist Wolfgang aber nicht nur ein Schmusekater, sondern er war auch ein recht dünner Kater. Das Essen bekam ihm nicht gut und sein rechtes Auge tränte ständig.

Wie der Volksmund sagt:  wer Läuse hat, kann auch Flöhe haben. So wurde bei seinen vielen Tierarztvisiten mehreres festgestellt: schlechte Nierenwerte und ein Riss in der Augen-Hornhaut und ein Roll-Lid.

Die Futterumstellung auf Nierendiät war noch eine relativ leichte Übung. Wolfgang ist neben Streicheln auch sehr auf gefüllte Näpfe versessen. Da war es fast egal, wie das Essen schmeckt. Er nahm nun auch schon ein wenig zu.

Beim Auge wurde es schon deutlich schwieriger. Salben und Tropfen allein halfen kein bisschen. Also musste das Auge zugenäht werden – was für eine schreckliche Vorstellung – und Wolfgang vier Wochen lang einen Kratzschutz tragen. Und danach nochmal eine OP des Roll-Lides wegen und nochmal zwei, drei Wochen der Lampenschirm um den Hals… Und dann weiter mit Tropfen und Salben. Seine weiblichen Fans putzten ihm in seiner Lampenschirmzeit die Ohren, kratzten ihn an den Stellen, wo er selber nicht herankam und trösteten ihn, wenn es ihm wehtat. Mit einer unglaublichen Geduld ertrug und erträgt Wolfgang alles, freut sich über jeden Besucher, schmeichelt, schnurrt und kuschelt.

Leider wurde das betroffene Auge trotz aller Bemühungen aber nicht wirklich besser. So musste neu geprüft werden und am 18. Juni fiel die Entscheidung: das Auge muss entfernt werden.

Wolfgang ist so tapfer wie clever. Auch mit nur einem Auge und dem unvermeidlichen Schirm um den Kopf findet er den Menschenschoß und die Nierendiät-Leckerlis (bloß gut, dass es sowas gibt).

In dem nun schon einige Monate währenden Aufenthalt im Katzenkrankenzimmer begegneten Wolfgang neben lieben und fürsorglichen Menschen auch andere Katzen, die seinen Raum teilten und teilen. Lange Zeit leistete Oleg ihm Gesellschaft. Leider verstarb Oleg am 19. Mai. Dann zog Fanny ein – eine dreibeinige, junge Katzendame (von Wolfgang sehr verehrt). Sie konnte inzwischen in ein perfektes neues Zuhause vermittelt werden genauso wie die ihr folgende Katzenseniorin Biggi. Als nächstes teilte Wolfgang das Zimmer mit Katzenwelpen. Auch hier zeigte Wolfgang keinerlei Stress oder Aggression. Er zieht sich eher zurück, wenn es turbulent zu werden droht. Er kommt also mit allen Artgenossen aus und er beobachtet sie gern. Wobei vermutet wird, dass er dabei weniger die anderen Miezis als vielmehr deren Futternäpfe im Blick hat…

Aufgrund seiner gesundheitlichen Einschränkungen sollte Wolfgang in eine abwechslungsreich gestaltete Wohnung vermittelt werden, gerne mit Balkon. Artgenossen, Kinder – alles kein Problem. Hauptsache ein Schoß ist verfügbar, wenn er benötigt wird…